Stimmen des Konzils XCXVII

Im Kapitel «Fragen und Anregungen zur konziliaren Pädagogik», mit dem Rafael Frick seine Untersuchung weltkirchlicher Dokumente zu Pädagogik und Schule in einen Ausblick münden lässt, wird eine Idee des Strassburger Bischofskoadjutors Léon-Arthur Elchinger aufgegriffen. Dieser forderte bereits 1964, dass die Erziehungserklärung (zu Gravissimum educationis s. u.a. auch Konzilsblog vom 23. März, 11. April und 28. Mai 2015) erst nach Fertigstellung von anderen, für Erziehung und Schule bedeutenden Konzilstexten verfasst werden solle.

Frick greift Elchingers Gedanken auf: «Auch heute, rund vier Jahrzehnte nach Abschluss des Konzils, wäre es möglich, auf der Basis einer kritischen Lektüre aller relevanten Konzilstexte, eine umfassendere Erklärung zu Erziehung und Schule zu rekonstruieren, die die ‹verstreuten› pädagogisch relevanten Aussagen des Gesamtkonzils im Sinne einer ‹summa› bündelt. Damit wäre einerseits das heute noch nicht ausgeschöpfte innovative Potential des Konzils im Hinblick auf Erziehung und Schule auf den Punkt gebracht (...). Andererseits wäre damit auch der Umsetzung des Konzils in allen Ebenen gedient.»

Eine solche «Summa» freilich wäre von Haus aus dynamisch und von zahlreichen «wechselseitigen Unterbrechungen» zwischen Glaube und Gesellschaft, Kirche und Welt, Gott und Mensch, geprägt, wie man im Anschluss an den Löwener Fundamentaltheologen Lieven Boeve formulieren könnte. Erziehung und Schule wären demnach nicht zuletzt bevorzugte Orte, an denen die Kirche ihren Glauben stets neu lernen kann.

(mq; Zitat bei Rafael Frick, Grundlagen Katholischer Schule im 20. Jahrhundert. Eine Analyse weltkirchlicher Dokumente zu Pädagogik und Schule. Baltmannsweiler 2006, 290; zum Motiv der «wechselseitigen Unterbrechung» s. Michael Quisinsky, Korrelierende Unterbrechungen - unterbrechende Korrelationen. Der Religionsunterricht als Ort des Gesprächs zwischen Religionspädagogik und Fundamentaltheologie, in: Religionspädagogische Beiträge 63/2009, 17-28).


(Artikel eingestellt von: Bernd Lülsdorf 2015-05-29 00:00)

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